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Warum Codein für Kinder tabu ist!

Es ist ein Horrorszenario für viele Eltern: Seit das Kind an einem hartnäckigen Husten erkrankt ist, finden sie keine Nachtruhe mehr. Ständig werden sie aus dem so dringend benötigten Nachtschlaf gerissen, wenn der oder die Kleine von einem erneuten Hustenanfall durchgerüttelt wird. Wie verlockend es doch jetzt wäre, dem Kind einen rasch wirkenden Hustenblocker wie Codein einzuflößen. Und stand da nicht noch ein Fläschchen vom letzten Winter im Medikamentenschrank…? Aber Achtung: Die Einnahme von Codein kann für Kinder lebensgefährlich sein!

Was ist Codein und wie wirkt es?

 

Codein ist ein rezeptpflichtiger Hustenstiller, der bei Reizhusten dazu verwendet wird, den quälenden Hustenreiz zu unterdrücken. Der Wirkstoff gehört zu den Opiaten und ist daher eng mit Heroin verwandt (Heroin wurde im 19. Jahrhundert tatsächlich von der Firma Bayer als Hustenmittel auf den Markt gebracht!).

Im Körper wird er schließlich zu Morphin abgebaut, das neben hustenstillender auch stark schmerzlindernde Wirkung hat. Seine Wirkung entfalten Codein und Morphin direkt im Gehirn auf das dort befindliche Hustenzentrum. Die Wirkung kann von Person zu Person stark schwanken. Das liegt daran, dass das Enzym, das Codein zu Morphin umwandelt, bei manchen Menschen genetisch bedingt nur in geringer Menge gebildet wird, bei anderen hingegen in besonders hohen Mengen.

 

Welche Nebenwirkungen hat Codein?

 

Die Einnahme von Codein bringt eine Reihe von Nebenwirkungen mit sich, die ganz typisch für Opiate sind: Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Verstopfung sind dabei die häufigsten. Auch gefährliche Atemdepressionen sind möglich. Dabei wird der natürliche Atemreflex durch das gebildete Morphin unterdrückt, infolgedessen der Körper dann mit zu wenig Sauerstoff versorgt wird. Hinzu kommt noch, dass Codein ein Abhängigkeitspotenzial besitzt und nach einer Weile süchtig machen kann.

 

Warum ist Codein für kleine Kinder so gefährlich?

 

Wer bis hierhin gelesen hat, ist zwischenzeitlich wahrscheinlich schon selbst auf den Gedanken gekommen, dass die Idee, einem hustenden Kind in der kommenden Nacht einfach einige Tropfen Codein einzuflößen, vielleicht gar keine so gute ist.

In der Tat haben amerikanische und europäische Arzneimittelbehörden inzwischen die Verwendung codeinhaltiger Hustenmedikamente bei Kindern unter 12 Jahren verboten. Zuvor waren bei einigen Kindern Fälle lebensbedrohlicher Atemdepressionen aufgetreten, die teilweise sogar tödlich endeten. Es stellte sich heraus, dass die Fälle bei solchen Kindern auftraten, die besonders hohe Mengen des codein-abbauenden Enzyms besaßen, was dazu führte, dass Codein besonders schnell in Morphin umgewandelt wurde. Die betroffenen Kinder hatten quasi eine Überdosis an Morphin erhalten.

Nicht nur die direkte Einnahme ist für Kinder lebensbedrohlich: Da Codein in die Muttermilch übertritt, dürfen auch stillende Mütter den Wirkstoff keinesfalls einnehmen.
Wenn Dein Kind gar nicht an einem trockenen Reizhusten, sondern an einem sogenannten produktiven Husten leidet, bei dem zäher Schleim aus den Bronchien ausgeworfen wird, sind Hustenstiller sowieso die falsche Wahl: Da der Schleim dann nicht mehr abgehustet wird, besteht die Gefahr, dass er sich in Bronchien und Lunge ansammelt und die Atemwege blockiert.

 

Was kann man stattdessen tun?

 

Grundsätzlich sollte bei Kindern zunächst immer überlegt werden, ob es überhaupt notwendig ist, ein Arzneimittel zu verabreichen. Das gilt umso mehr für kleine Kinder unter sechs Jahren. Diese Entscheidung sollte möglichst immer ein Arzt oder Apotheker treffen, der dann ein für Kinder geeignetes Mittel verschreiben oder empfehlen kann. Bei einem starken Reizhusten stehen verschiedene, zum Teil pflanzliche Alternativen zu Codein zur Verfügung, die deutlich nebenwirkungsärmer sind und bereits für Kinder unter 12 Jahren rezeptfrei erhältlich sind.


Alternativ zur medikamentösen Therapie kann eine Linderung der schmerzhaften Hustenanfälle durch altbewährte Hausmittel erreicht werden und gute Voraussetzungen für eine erholsame Nachtruhe geschaffen werden. Diese Tricks kennen viele Erwachsene bereits aus ihren Kindertagen:

  • Allem voran: über den Tag verteilt reichlich trinken – am besten Wasser und ungesüßte Tees!
  • Eine hohe Luftfeuchtigkeit hilft beim Durchatmen. Stellen Sie dazu einfach eine Schale mit Wasser auf die Heizung oder hängen Sie, vor allem nachts, feuchte Tücher neben dem Bett auf.
  • Heiße Kartoffelwickel um Brust und Rücken wirken krampf- und hustenlösend.
  • Honig legt sich wohltuend über die entzündeten Rachenschleimhäute und lindert dadurch den Hustenreiz (nur bei Kindern verwenden, die älter als ein Jahr sind!)
  • Inhalationen und heiße Bäder sind ebenfalls empfehlenswert. Geeignete Zusätze (z. B. Kamillenblüten) sind in der Apotheke erhältlich.